Der Eine Gott (2)

Den letzten Beitrag zusammenfassend also sei gesagt: Gott ist – auch für uns Christen – der Eine, ungeteilte Gott. Der Gott der Liebe, der in sich geborgen das „Ich“, das „Du“ und auch die Hinwendung zum „Anderen“ trägt.

Und so bezeichnen wir die „innere“ Trinität des Einen Gottes und damit skizzieren wir ein Bild von Gott, von dem wir ausgehen, dass es in irgendeiner Weise mit dem an sich unbegreiflichen Wesen Gottes korreliert. Es beschreibt Gott unabhängig von Zeit und Raum, es beschreibt unsere Vorstellung vom Wesen Gottes, wie Er war vor aller Schöpfung, und wie Er sein wird nach der Vollendung der Schöpfung.

Gottes Wirken

Dann ist Gott aber auch der geschichtlich Handelnde. Dieses nach außen strebende Moment Gottes manifestiert sich in einem historischen Geschehen: Gott erschafft (das hebräische Verb „bara“, „schuf“, wird nur auf Gott bezogen verwandt) den Himmel und die Erde. Dieses „erschafft“ bezieht sich nicht auf einen ersten Moment der Geschichte des Universums, sondern ist ein Prozess, der sich vollzieht, solange die Schöpfung existiert. Das Entstehen und Vergehen richtet sich nach natürlichen Gesetzlichkeiten, in denen aber stets machtvoll das Handeln des Schöpfergottes manifestiert.

Dann ist es die dritte der „Personen“ Gottes, der „Heilige Geist“, der uns Menschen erfüllt. Wie Gott in der ganzen Schöpfung wirkt und waltet, so teilt er sich auch den Menschen mit und erfüllt sie: mit dem Geist der Weisheit, dem Geist des Verstandes, dem Geist des Rates, dem Geist der Stärke, dem Geist der Erkenntnis, dem Geist der Frömmigkeit und dem Geist der Gottesfurcht. Jeder Mensch – gleich, welcher Religion oder Weltanschauungen – jeder Mensch steht in einer Liebesbeziehung zu Gott und ist angesprochen vom sich-mitteilenden Gott.

Bis hierher vermag mir möglicherweise der eine oder andere Muslim zu folgen. Gott hat sich aber darüber hinaus für uns Christen in einem historischen Ereignis selbst offenbart, und hier liegt wohl meines Verständnisses der wirklich einzige nur schwer überbrückbare Graben zwischen Christentum und Islam:

Gott ist unserer Vorstellung nach Mensch geworden. In der Person Jesu Christi. Auch bei uns ist Jesus Christus nicht wortgetreu (ohne Anführungszeichen) der Sohn Gottes (im Sinne einer Vaterschaft“). Es wäre schlichtweg unvernünftig, zu glauben, Gottes Geist wäre an die Stelle des männlichen Samens getreten und hätte ein Kind gezeugt, wie es in den griechischen Göttergeschichten vorkommt. Das Bekenntnis – sowohl von der Jungfräulichkeit Mariae als auch von der „Sohnschaft“ Jesu – ist viel größer, als dass es durch ein biologisch zu verstehendes Wunder erklärt wäre.

Um Vorurteilen direkt entgegenzuwirken: wir bekennen nicht: „Jesus war Gott. (Punkt)“ Unser Bekenntnis lautet: „Und das Wort (Gott) ist Fleisch geworden.“ (Joh. …)

Gott wäre nicht unbegrenzt, wenn er die Grenze zur Geschöpflichkeit nicht auch überschritten hätte. Unser Bekenntnis: „Gott ist Mensch geworden, in allem uns gleich, außer der Sünde.“

Dazu im nächsten Beitrag mehr.

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