Die Sünde Adams – die Vergebung Gottes (2:37-38)

„Und Adam empfing von seinem Herrn Worte und Er nahm seine Reue an; denn siehe, Er ist der Vergebende, der Barmherzige. | Wir sprachen: „Fort mit euch von hier allesamt! Und wenn zu euch Rechtleitung von Mir kommt, wer dann Meiner Rechtleitung folgt, über die soll keine Furcht kommen, und sie sollen nicht traurig sein.“

In der christlichen Tradition gibt es die Vorstellung von der „Erbsünde“ in der wir Menschen stehen: durch die Sünde Adams (und Evas) sind wir Menschen des Paradieses verwiesen und leben in einem Bruch mit Gott, durch den uns das Heil zunächst versagt bleibt, der durch Christus aber überwunden wurde.

Kein ernstzunehmender christlicher Theologe geht mehr davon aus, dass die eine erste historische Sünde einer historischen Person Adam diesen Unheilszustand bewirkt hat. „Deshalb, wie durch „einen“ Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. (…) Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus.“, schreibt der Apostel Paulus (Röm 5, 12;17). Da jedoch Adam für den Menschen schlechthin steht, wird der ‚eine einzige‘ Mensch, durch den wir dem Tod anheimgefallen sind, durch das schlichte Wort „ich“ benannt.

Dadurch, dass wir Menschen sind, stehen wir schon in einer „Erbschuld“: dadurch, dass wir (wie im letzten Posting aufgezeigt) im Interessensausgleich mit anderen stehen, dadurch, dass wir immer wieder hin- und hergerissen sind zwischen den Neigungen unseres Gewissens, den Bedürfnissen unserer Existenz und dem Ursprung aller Sünde, nämlich Neid und Habgier.

Der Koran, wie ich ihn lese, kennt — ebenso wie das Judentum — keine „Erbsünde“, keinen Bruch zwischen Gott und Mensch, der aus einer konkreten historischen Verfehlung resultiert.

Eines bleibt: im Koran, wie ich als Christ ihn lese, erscheint Adam als der sündige Mensch, dem Gott, der Vergebende, der Barmherzige, seine Schuld verzeiht, sofern Adam der Rechtleitung durch Gott folgt. So er das tut, braucht über ihn keine Furcht kommen, er muss nicht traurig sein. Dies ist genau auch meine christliche Grundhaltung: da ich Gottes Willen nachforsche und ihn zu befolgen suche (bei uns Christen heißt das „Nachfolge Jesu“), also mich der Weisung und Leitung Gottes immer wieder neu anvertraue, kommt über mich keine Furcht, bin ich nicht traurig.

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