Einfachheit des Glaubens

Mich fasziniert am Islam immer die (im Besten Sinne des Wortes) „Einfachheit“ des Glaubens. Während wir Christen auf der biblischen Botschaft basierend eine Gedankenkathedrale aufbauten. Wir Christen glauben auch an den Einen Gott; diesen stellen wir uns aber ebenso als „Dreiheit“ vor – dies sehr reflektiert und biblisch fundiert. Die Mehrheit der Christen (davon bin ich überzeugt) kann diesen Gedanken der „Trinität“ Gottes schwerlich nachvollziehen. Geschweige denn vermitteln.

Das Christentum kennt den Einen Gott, der – auch noch in zweierlei Hinsicht (dazu an anderer Stelle mehr) – dreifaltig ist. Der Islam kennt den Einen Gott. (Punkt.)

Wir Christen haben das Wort Gottes, das von unterschiedlichen Menschen zu unterschiedlicher Zeit verfasst ist. Der Islam hat das Wort Gottes. (Punkt.)

Im Christentum gibt es Gott,und die Schöpfung. Der Mensch ist Teil der Schöpfung. Und Gott ist Mensch geworden in Jesus Christus. Im Islam gibt es Gott und die Schöpfung. Der Mensch ist Teil der Schöpfung. (Punkt.)

Wir Theologen haben diese Geheimnisse ergründet und verstehen die Bilder der „Drei-Einheit“ Gottes, der Bibel als „Gotteswort in Menschenwort“ (wie Karl Rahner inhaltlich so schön beschrieb), der Menschwerdung Gottes. Letztlich sind es Versuche, die Unbeschreiblichkeit Gottes“ zu beschreiben. Dass dies von Muslimen oft als Haarspalterei, ja als Verfremdung des Gotteswortes verstanden wird, kann ich gut nachvollziehen, zumal viele Christen selbst die Vorstellungen und Bilder nicht verstanden haben und auch nicht immer mittragen.

Für uns Christen ist dieser Impuls der „Einfachheit“ des Glaubens auch ein Apell, den eigenen Glauben vielleicht auch „einfacher“ zu verstehen: die Botschaft des Einen Gottes, unseres Schöpfers, und als Gott der Liebe ins Zentrum des Glaubens zu nehmen.

Und im Bereich der Ethik: ein Appell, die vielen Regelungen, Gebote und Verbote, die unser Katechismus beinhaltet, im Lichte eines einfachen Prinzips – nämlich das der Nächsten- und Gottesliebe – zu verstehen, und an dem sich letztlich die einzelnen Gebote auch zu messen und zu bewähren haben.

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